Historische Entwicklung

Informationen zur Entstehung und Entwicklung des Ortes Endschütz liegen anhand einer ab 1903 aufgeschriebenen Chronik vor.

Über die Entstehung des Ortes mit seinem Namen gibt es keine eindeutige Klarheit. Den Ort gab es schon vor der Zeit der Reformation. Vermutlich besiedelten die Sorben im 5. oder 6. Jahrhundert das Land. Aus dieser Zeit geht wahrscheinlich die Form eines Rundlings, der ursprüngliche Ortskern, hervor. Die heutige Anordnung der Gehöfte im jeweils hinteren Teil der Grundstücke läßt diese Siedlungsform zwar bezweifeln, jedoch befanden sich bis ins Jahr 1800 die Gebäude im vorderen Grundstücksbereich, das Wohngebäude zur sackgas­senartigen Straße gerichtet. Auch der Name des Ortes ist nicht nachweisbar, es gibt mehrere Vermutungen. Zum Einen die Ableitung aus dem sorbischen Wort „Endevice”, bedeutet letzte Siedlung oder letzter Ort. Oder es soll vor langer Zeit ein „Herr von Ende” ansässig gewesen sein, später ein „Herr von Schütz”, beide zusammen ergaben „ENDSCHÜTZ”. Erzählt wird auch, daß Endschütz seinen Namen einem Jäger aus „Thieschütz” zu verdanken habe, der hier auf Wildentenjagd war. Er soll das erste Haus des Ortes gebaut haben. Weiter sagt die überlieferung, daß in den Jährig-Wiesen vor sehr vielen Jahren ein großer Teich mit einer Vielzahl Wildenten gewesen sein soll. Die damaligen Besitzer von Kulmitsch, Berga und Wolfersdorf kamen fleißig zur Entenjagd her. Daher der Name „Entesitz”, oder auch „Enteschutz”, woraus „Entschütz” in Folge entstanden sein soll. Das Endschützer Gemeindesiegel, gültig bis 1948, hatte als Emblem einen Schützen hinter einem Baum stehend, der auf Enten schoß. Deshalb könnte diese Erklärung den Kern am Ehesten treffen.

Im 9. Jahrhundert siedelte sich erstmals ein Ritter an, der für seine treuen Dienste Land bekam. Bis ins Jahr 1869 gehörte das Endschützer Rittergut den Herren von Wolfersdorf. Nach zwei weiteren Besitzern kaufte Commerzienrat Karl Heinrich Sieber 1897 das Gut. Die Familie genoß wegen ihrer Großzügigkeit hohes Ansehen. Günter Sieber übernahm das Gut von seinen Eltern und verkaufte wegen der Inflation einen Teil der Ländereien, bis nur noch 100 ha zum Gut gehörten.

Jährig war ein Vorwerk des Rittergutes. Hier zog man die jungen Rinder (Jährlinge) auf. Später wurden die dortigen Gebäude an Gutsarbeiter abgetreten. 1936 verkaufte Sieber den gesamten Besitz an Rudolf Voigt. Nach einem weiteren Verkauf war nun der Mosener Rittergutspächter Erich Fricke neuer Eigentümer. Wegen der hohen Abgaben und fehlender Arbeitskräfte in der Zeit nach 1945 wurde das Gut immer unwirtschaftlicher, Erich Fricke floh mit Frau und Kind nach Westberlin. 1953 – 54 wurde das Rittergut ein örtlicher Betrieb (Landwirtschaft) und 1955 -1969 übernahm das Volksgut Meilitz die Bewirtschaftung.

Im Jahre 1970 teilte man die Grundstücke und gründete landwirtschaftliche Betriebe für Fasanenzucht, Obstanbau und Pflanzenproduktion. Diese Betriebe bestanden bis zur Wende 1989. Einst gehörte das gesamte Unterdorf zum Gut. Die Gutsarbeiter bekamen hier ein Stück Land vom Gutsherren, auf dem sie sich ihre Häuser bauten. Die eigentliche Dorfsiedlung bestehend aus 6 Anspannbauern und 11 Handbauern, die dem Rittergut Arbeitsleistungen und auch Anspanndienste leisten mußten.

Das Rittergut hatte seine eigenen Rechte und Pflichten, die Mühle sogar Sonderrechte und Vergünstigungen z.B. Fischrechte. Das Gut gehörte nicht zur Altgemeinde.

Das Herrenhaus und die Wirtschafts­gebäude entstanden etwa um das Jahr 1805, die Pächterwohnungen und Stallungen etwas später.
Weg durchs Mariental mit Ruheplatz Weg durchs Mariental mit Ruheplatz
Unterhalb des Gutshauses bis hinunter ins Fuchsbachtal erstreckt sich das Mariental. Der Name stammt von der Pfarrers­tochter und Heimat­dicht­erin Marie Claus­nitzer. Zur Zeit des Gutsherren Sieber war hier ein gepflegter eingezäunter Park mit Karpfenteich direkt am Gutshof angelegt worden. Heute noch erhalten ist der kleine Pavillon mit der Familiengruft des Ehepaares Sieber inmitten des Parks. Der Jahrhunderte alte Fußweg ins Fuchsbachtal war durch die Fasanerie über 20 Jahre verschlossen, ist aber heute wieder hergestellt.

Es ist bewiesen, daß sich im 13. Jahrhundert schon eine kleine Kapelle in Endschütz befand. In dieser hielten die Mönche vom Kloster Mildenfurth regelmäßig Gottesdienst. Den Bau erweiterte man später zur Kirche. Im Pfarrhaus wurde 1773 Friedrich August Gottlob Schumann, der Vater des Komponisten Robert Schumann, geboren. Der Großvater Robert Schumanns war von 1771 bis 1788 Pfarrer in Endschütz.

Aus Anlaß des 400.Geburtstages von Martin Luther am 10. November 1883 wurden 2 Linden am Eingang zum Friedhof gepflanzt. Nach Erneuerung der Kirche war 1902 Weihe der Orgel. In den Jahren 1987 bis 1989 wurde die Innenarchitektur der Kirche völlig saniert und neu gestaltet. Man entdeckte unter den Holzanstrichen von 1901 eine spätbarocke Malerei, die gotische Balkendecke erstrahlt im neuen Glanz in ihren Entstehungsfarben. 1998 beging die Kirche “St.Marien” feierlich ihr 700-jähriges Jubiläum. Im Jahre 1864 baute man eine Schule im Ort. Ob vorher schon in Endschütz unterrichtet wurde, ist nicht sicher zu klären. 1972 stellte die Schule ihren Dienst ein, von da an gingen die Schüler nach Wünschendorf. Eine Eisen­bahn­strecke
Stillgelegter Bahnhof in EndschützStillgelegter Bahnhof in Endschütz
wurde südlich des Dorfes im Jahre 1875 gebaut, der Bahnhof einige Jahre später.

Zum Gedenken an die Gefallenen des 1. Weltkrieges pflanzte man 1920-22 an der Straßengabelung zum Unterdorf eine Linde als Symbol des Friedens und 2 Eichen. Der Gedenkstein kam erst 1933 dazu. 1998 wurde das Denkmal mit einer Tafel zu Ehren der gefallenen und vermißten Endschützer des 2.Weltkrieges erweitert.

Bis Anfang der 30er Jahre war Endschütz ein sehr lebensfrohes Dorf mit vielen Vereinen, wie Turn-, Gesangs-, Geflügel- und Kleintierzüchter-, Militärverein sowie einer Schützengesellschaft. An Festivitäten, die auch außerhalb bekannt waren, mangelte es nicht. Jedes Jahr fanden ein Schützen- und Volksfest, Turnfest, Kirmes sowie diverse Tanzveranstaltungen statt. Im Ort gab es drei Gaststätten (heute noch eine), die auch von Auswärtigen gern besucht wurden.

Die Nachkriegsentwicklung führte zum Ableben der Bauern und Handwerker im Dorf. Auch der Fremdenverkehr ging stark zurück. Glücklicherweise haben sich einige Vereine und Festivitäten bis heute erhalten.
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