Gebäude im Ort
Die 700 Jahre alte Kirche St. Marien
Ein romanischer Bau ist die Kirche in Endschütz. Sie wurde im Jahre 1298 errichtet und wird zunächst ein schlichter Bau mit einem Dachreiter gewesen sein. Der Rundbogen an der Haupteingangstür weist auf den romanischen Ursprung hin. Vom späteren gotischen Bau stammen noch die Sakramentsnische in der Nordostwand der Kirche und die Sterbepfeiler an den Ost- und Westecken. Die übrigen Bauformen der Kirche sind Zeugen des 17. und 18. Jahrhunderts.
Im 15. Jahrhundert bildeten die an der Südwand stehenden Figuren – Heilige Barbara, Maria mit Kind, Heiliger Sebastian – sowie Schutzheilige gegen Fallsucht, Feuer und Pest, umgeben von Aposteln, den Altar-Schrein. Die Vorhalle nach Süden zu, die Sakristei und die Patronatsloge wurden vom Bürgermeister zu Naumburg, “Erb- und Lehnsherr alleiniger zu Endschütz” Hans Weiss im 16. Jahrhundert erbaut.
Die Federdecke war ursprünglich mit Ranken und die untere Empore mit heiligen Bildern aus dem 17. Jahrhundert bemalt. Aus dieser Zeit stammen auch die Kreuzigungsgruppe und das an der Nordwand hängende Kruzifix.
Am 27.0ktober war Weihe der Orgel, gleichzeitig wurde die Kirche erweitert.
Das Geläut der Kirche hatte 2 Glocken und wurde vom Glöckner, der gleichzeitig Kirchendiener, Totengräber, Nachtwächter und Gemeindediener war, zu Mittag und Feierabend geläutet. Diese Regelung bestand etwa bis 1920.
Für Kriegszwecke mußte die große Bronzeglocke im 1.Weltkrieg vom Turm geholt und abgeliefert werden. 1924 wurde wieder eine neue Glocke geweiht. 1942 ereilte sie das gleiche Schicksal. Seitdem ruft nur noch die kleine, 1899 gegossene Glocke, die Gemeinde zur Andacht. Erst nach der Wende wurde aus Spendenmitteln 1991 eine zweite Glocke erworben.
In den Jahren 1987 bis 1989 wurde die Innenarchitektur der Kirche saniert und neu gestaltet. Man entdeckte unter den Holzanstrichen von 1901 eine spätbarocke Malerei, die gotische Balkendecke erstrahlt nun im neuen Glanz ihrer Entstehungsfarben. 1998 beging die Kirche St. Marien feierlich ihr 700-jährige Bestehen.
Ihren Besuchern bietet die Endschützer Kirche ein sehenswertes Inneres.
Das Rittergut
In Endschütz hatte sich im 9. Jahrhundert ein Ritter angesiedelt. Die Herren von Wolfersdorf könnten um 1500, vielleicht auch schon früher ansässig gewesen sein. Zu ihren Besitzungen gehörte damals Endschütz, Berga, Wolfersdorf, Markersdorf, Kulmitsch, Teichwolframsdorf, Mosen und Meilitz.
1586 belehnte Kurfürst Christian von Sachsen seinen Küchenmeister Hans von Wolfersdorf zu Wolfersdorf u.a. mit den Klostergütern hinter Waltersdorf und Clodra. Krieg und teure Zeiten schmälerten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Einkünfte derart, daß ein Heinrich von Wolfersdorf, damals noch minderjährig, den gesamten Besitz an den reichen Naumburger Bürgermeister Weiss verkaufte. Wenige Jahre danach haben die Herren von Wolfersdorf den Besitz aber wieder zurückgekauft.
1869 starb der letzte Besitzer aus der Familie Wolfersdorf. Joseph Reichardt aus Kauern kam in den Besitz des Endschützer Rittergutes.
Im Jahr 1897 kaufte Commerzienrat Karl Heinrich Sieber das Rittergut. Seine Frau war eine geborene Elisabeth Hermann aus Schloß Posterstein bei Schmölln. Sieber war Geschäftsmann aus Ronneburg (Sieber und Heidenreich).
Rittergut im einst sehr schön gepflegten Park des Marientales.
Während seiner Besitzerzeit wurde in Endschütz die erste Wasserleitung vom Borntal bis zum Rittergut gebaut (Baubeginn 1903). Im Dorfteich, im Rittergut und in der Schule waren Wasserentnahmestellen für die Bewohner. Wassergeld mußte damals noch nicht bezahlt werden. Die Familie genoß wegen ihrer Großzügigkeit hohes Ansehen. Das Rittergut hatte viele Rechte, aber auch seine Pflichten.
Früher hatte der Gutsherr die Rechtsprechung (Gericht), weiterhin die Fischrechte im Bach und das Wasserrecht der Quellen. Aber er hatte auch Pflichten, z.B. Wegepflichten. Die Unterdorfstraße, den Mühlberg sowie die Straße vom Gasthof durchs Jährig bis an die Gemeindestraße hatte das Rittergut zu unterhalten. Für die anderen Straßen war die Altgemeinde zuständig. 1924 wurden die Straßenpflichten abgelöst und von der Gemeinde übernommen. Das gesamte Unterdorfgelände (Schafberg) gehörte einst mit zum Rittergut. Die Gutarbeiter bekamen hier ein Stück Land vom Gutsherren, auf dem sie sich ihre Häuser bauten. Jährig war ein Vorwerk des Rittergutes. Hier zog man die jungen Rinder (Jährlinge) auf. Später wurden die dortigen Gebäude an Gutsarbeiter abgetreten oder verkauft Das Herrenhaus und die Wirtschaftsgebäude entstanden etwa um 1805, Stallungen und Pächterwohnungen etwas später. Damals hatte das Rittergut eine Größe von 150 – 160 ha, einschließlich Feld, Wald und sonstiger Gebäude.
Der Sohn, Günter Sieber, übernahm das Gut von seinen Eltern. Da er sich wenig in Endschütz aufhielt, setzte er Bewirtschafter auf dem Gut ein. Er selbst war Schauspieler in Berlin und schrieb außerdem mehrere Bücher. 1912 – 1924 pachtete ein Richard Schneider aus Selka bei Schmölln das Gut. Er war ein tüchtiger Bauer und praktizierte damals schon Saatgutvermehrung.
In den Jahren bis 1936 hatte das Gut mehrere Pächter. Durch Inflation und Mißwirtschaft mußte Wald und Feld verkauft werden, so daß nur noch knapp 100 ha zum Rittergut gehörten.
Am 2.April 1930 besuchte Marlene Dietrich das Rittergut in Endschütz, dann ging sie nach Amerika. Ihr Ehemann hieß Rudolf Emilian Sieber – eine verwandschaftliche Beziehung zu der alten Gutsherren – Familie Sieber konnte allerdings nicht nachgewiesen werden.
Günter Sieber verkaufte 1936 den gesamten Besitz. Nach einem weiteren Verkauf war nun der Rittergutspächter Erich Fricke aus Mosen neuer Eigentümer. Wegen der hohen Abgaben und fehlender Arbeitskräfte in der Zeit nach 1945 wurde das Gut immer unwirtschaftlicher, Erich Fricke floh mit Frau und Kind nach Westberlin.
1953 – 54 wurde das Rittergut ein örtlicher Betrieb (Landwirtschaft). Der eingesetzte Verwalter war aber auch nicht in der Lage, die Wirtschaftlichkeit in den Griff zu bekommen. So übernahm 1955 bis 1969 das Volksgut Meilitz die Bewirtschaftung. Im Jahre 1970 teilte man die Grundstücke auf und gründete landwirtschaftliche Betriebe, den ‘VEB Tierproduktion Fasanerie Endschütz’, die ‘LPG Pflanzenzucht’ und den Obstanbau. Diese Betriebe bestanden bis zur Wende 1989.
Heute ist im ehemaligen Rittergut Endschütz der Rittergutsverein beheimatet.
Die Schule
Im Jahre 1864 wurde die Schule im Ort gebaut. 1964 wird im ganzen Dorf die 100-Jahrfeier vorbereitet, viele Häuser und Zäune bekamen einen neuen Farbanstrich. Am 23. August 1964 war es dann soweit: Ein prächtiger Festumzug mit Trachtengruppen aus der Endschützer Vergangenheit begeistert die zahlreichen Gäste und ehemaligen Schüler, die sogar aus den USA und der Bundesrepublik kamen (der älteste ehemalige Schüler lebte in Essen war 96 Jahre alt). Mit einem Gottesdienst wurde das gelungene Fest gekrönt.
Ab 1972 mußten die Schüler zum Unterricht nach Wünschendorf fahren, die Schule Endschütz stellte ihren Dienst ein. Heute befindet sich in dem ehemalingen Schulgebäude der evangelisch-lutherische Kindergarten von Endschütz.
Die alte Hüter- oder Heinoldsmühle
Wer von Endschütz durch das romantische Fuchstal nach Wünschendorf wandert, begegnet am Eingang des eigentlichen Fuchstales einer alten Mühle: Der Heinolds- oder Hütermühle. Ehrwürdig grüßt ihn das hohe, breite Dach des Wohnhauses, anheimelnd träumt der mauerumwehrte Garten neben der Mühle.
Wie alt mag die Mühle wohl sein und was mag sie schon alles erlebt haben? So hat sich gewiß schon mancher gefragt. Nun, eine schwere Last von Jahren trägt die alte Mühle schon auf ihren Dächern. Sie wird zu den ältesten Häusern des Dorfes zu zählen sein. Die Tatsache, daß sie in alter Zeit Pachtmühle des Rittergutes gewesen ist, läßt vermuten, daß ihre Entstehung mit der Gründung des Rittergutes zusammenhängt.
Auf Grund der Kirchenbücher läßt sich zunächst ein David Schmeißer als Müller auf der Untermühle – so genannt im Gegensatz zur Obermühle, der heutigen Schneidemühle am Bahnhof – feststellen. Er lebte zur Zeit des 30jährigen Krieges. Ihm folgte sein Sohn Georg, später David Schmeißer. Von der Familie Schmeißer geht die Mühle auf Michael Hüter über. Von ihm hat die Mühle den Namen “Hütermühle” erhalten.
Am 13. Oktober 1712 heiratet Rosine Hüter, Tochter des Michael Hüter, Johann Georg Heinold, Sohn des Müllers Paul Heinold aus Wolfsgefährt. Dieser Johann Georg Heinold ist der Stammvater der späteren Heinolds auf der Mühle zu Endschütz. Auf ihn weist eine Inschrift über der Tür zur Mühle hin: “Hans Georg Heinold 1729”. Er mußte den Brand der Mühle erleben und baute sie wieder auf. Noch jetzt lassen sich verkohlte Hölzer im Bauwerk der Mühle ausweisen, sie sind beim Neubau wieder verwendet worden.
Johann Georg Heinold war nicht nur ein tüchtiger, sondern auch ein frommer Mann. In der alten Familienbibel von 1731 steht, von seiner Hand geschrieben, zu lesen: „Dieses schöne Buch als den besten Schatz auf Erden besitzt mit recht Johann Georg Heinold – Untermüller allhier zu Endschütz inmassen er solches nach erlittenem Brandschaden und drey Thaler wieder zur Ehre seines Gottes um sein und der Seinigen Nutzen erkaufet im Jahre Christi 1731 auch seinen Beicht Vater gebethen, daß Er Ihm dieses zum Andenken zuschreiben belieben wolle, welches auch in diesen und folgenden Zeilen willigst geschehen“.
Am 4.Mai 1741 starb Johann Georg. Sein Sohn gleichen Namens übernahm das Erbe des Vaters. Er war Zeitgenosse des Siebenjährigen Krieges, welcher nicht ohne Spuren an der Heimat vorüberging. Von ihm gibt es ein Tagebuch, daß neben Einnahmen und Ausgaben auch Geschehnisse und Anmerkungen der damaligen Zeit enthält. So traf z.B. im Februar 1762 ein preußisches Kommando in der Mühle ein und verlangte Hafer, Heu und Stroh. Die Magd und der Kärrner mußten das Verlangte auf zwei Schubkarren nach Freiberg fahren und waren acht Tage unterwegs.
Am 28. April 1750 ertrank im Mühlbach des Müllers sein Sohn Hans Gottfried. Nach dem Tode des Vaters 1779 übernimmt Sohn Johann Georg die Mühle. Gleich das erste Jahr ist für Johann Georg ein hartes Jahr. Wie er selbst schreibt, blühte in diesem Jahr schon am 13. Mai das Korn, am 28. Mai erfror sämtliche Frucht und am 6. Juni zerschlug ein schweres Hagelgewitter Korn, Gerste, Hafer, Obst und Gartenfrüchte. Er stirbt 1796. Sein 1787 geborener Sohn und Nachfolger Johann Georg erlebte die Franzosenzeit. Sie brachte ihm manche Beschwernis.
Von diesem Johann Georg Heinold ist ein Bildnis vorhanden, gemalt von dem aus Endschütz gebürtigen, später Petersburger Hofmaler August Lippold. Es zeigte den Müller im blauen, gemusterten Schlafrock, die Pfeife in der Hand am Gartentore. Nach dem Bilde zu schließen ist er ein großer, starker Mann gewesen. Einmal soll er in Braunichswalde ein vollgeladenes Mistfuder von der Straße gerückt haben.
über 76 Jahre alt, geht dieser kernige Alte zu seinen Vätern heim. Sein Sohn Johann Karl Christian Heinold sollte zunächst Advokat werden und besuchte auch die Realschule in Gera. Er war ein kunstliebender Mann. Er verstand es, Klarinette, Flöte und Klavier zu spielen. Er war aber auch wie seine Vorfahren ein tüchtiger Müller.
Die Bahnlinie
1874 war Baubeginn einer Eisenbahn – Verbindung zwischen Werdau und Weida. Die Bauarbeiter waren schlecht bezahlte Jugoslawen, Slowaken und Italiener, die unter schwierigsten geologischen Bedingungen arbeiten mußten.
Bereits am 29.8.1876 wurde die Strecke Werdau – Weida dem Verkehr übergeben. Einen Haltepunkt in Endschütz eröffnete man am 1.10.1893. Sechs Jahre später wurde die Strecke Endschütz – Gauern zweigleisig verlegt.
Eigentum des Rittergutes Endschütz war ein Ladegleis, was 1920 gebaut wurde. Zum Aufschütten des Bahndammes trug man damals das Erdreich vom Zagerberg ab. Nach 48 Jahren, am 1.4.1968, wurde das Ladegleis wegen Unrentabilität abgerissen.
Es gab auch einen Posten an der Bahnlinie – er wurde 1972 geschlossen. Während in den 70er und 80er Jahren reger Berufs- und Personenverkehr auf dieser Strecke herrschte, ging er nach der Wende und den folgenden Jahren entscheidend zurück. Ab Mai 1998 hielt kein Zug mehr in Endschütz.
Am 28.Mai 1999 wurde die Bahnstrecke für immer stillgelegt.